Zukunftscampus Emscher-Lippe:
Gelsenkirchen, 17. Juni 2024 – Auf der Fachveranstaltung „Berufliche Bildung für die Energiewende“ stellte sich der Zukunftscampus Emscher-Lippe erstmals der Fachöffentlichkeit vor. Im Zentrum der Veranstaltung standen die Ideen-Pitches der vier Zukunftscampus-Standorte: Energiewende erlebbar machen (Bottrop), Energiewende smart (Datteln), H2VocationalLab (Gelsenkirchen) und Green Campus Vest (Recklinghausen). In Kurzvorträgen (Pitches) erklärten die Berufskollegleitungen Juliane Brüggemann, Simone Holl, Uwe Krakau und Guido Tewes sowie engagierte Fachlehrerinnen und Fachlehrer die gemeinsam mit Partnern aus Industrie, Handwerk und Hochschulen entwickelten Standorte und Bildungsinnovationen.
Die anschließende Podiums- und Plenumsdiskussion unterstrich den Stellenwert der beruflichen Bildung in der Emscher-Lippe-Region und ging besonders der Frage nach, wie der Zukunftscampus realisiert werden kann und wie das Land NRW helfen kann. Daher waren neben Vertretern der unterstützenden Landesministerien (namentlich Barbara Molitor vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW und Dr. Michael Henze vom Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie NRW) auch die Parlamentarier der Emscher-Lippe-Region eingeladen. Barbara Molitor hob die Relevanz der beruflichen Bildung neben der akademischen Bildung für die Gestaltung der Energiewende hervor und unterstrich, dass zur Attraktivitätssteigerung der dualen Ausbildung die drei Lernorte – Berufskollegs, Betriebe, überbetriebliche Lehrlingsunterweisung – im Blick zu behalten sind.
Mark Rosendahl (DGB-Regionsgeschäftsführer Emscher-Lippe) lobte das Engagement der Region und insbesondere der Berufskollegs, welche den Zukunftscampus maßgeblich entwickelt haben – dies zusätzlich zu ihrer eigentlichen Arbeit. Zugleich wies Herr Rosendahl darauf hin, dass die Region darauf angewiesen ist, dass das Engagement und die Zusammenarbeit belohnt und nötige Förderzugänge gewährt werden, um attraktive Lernorte zu schaffen und die motivierten Lehrkräfte zu halten.
Oberbürgermeisterin Karin Welge unterstrich in ihrer Begrüßung die Bedeutung der beruflichen Bildung für die Stadt Gelsenkirchen und die junge Bevölkerung der Region. Sie bekräftigte die Notwendigkeit, trotz der kommunalfinanziellen Herausforderungen in das Zukunftsthema berufliche Bildung zu investieren, was angesichts gesellschaftlicher Spaltungstendenzen wichtiger denn je sei. Dr. Michael Henze (Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes NRW) erläuterte in seinem Eingangsstatement, wie beim Einwerben von Fördermitteln Projektlogik und Programmlogik zusammengebracht werden müssen, wobei Vermittler wie die WiN Emscher-Lippe helfen können.
Zufrieden zeigten sich die Gastgeberin Dr. Babette Nieder (WiN Emscher-Lippe Gesellschaft zur Strukturverbesserung mbH) und Prof. Dr. Stefan Gärtner vom Institut Arbeit und Technik (IAT/Westfälische Hochschule Gelsenkirchen). Die Veranstaltung hat gezeigt, wie wichtig die Zusammenarbeit in Vorhaben wie dem Zukunftscampus ist, um den Fachkräftebedarf zu sichern und die Transformation in der Region positiv zu gestalten. Nun gilt es, die vier Standorte in Kooperation mit Handwerk, Industrie, Berufskollegs, Hochschulen, Gewerkschaften und Kommunen weiterzuentwickeln und sowohl die inhaltlich-didaktische Zusammenarbeit zu stärken als auch die baulichen Vorhaben voranzubringen. Dies geschieht an den vier Standorten in unterschiedlicher Art und Weise. Die Handelnden sind sich einig, ihre Aktivitäten in der Emscher-Lippe Region abzustimmen und sich gegenseitig zu unterstützen.
Hintergrund und Studie:
Zukunftscampus Emscher-Lippe
Im Zukunftscampus Emscher-Lippe soll durch die Kooperation zwischen Bildungseinrichtungen, Unternehmen, Handwerk und Kommunen die berufliche Bildung in der Region gestärkt werden, um einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen Umsetzung der Energiewende zu leisten. Ein „Zukunftscampus“ wird dabei allgemein als ein räumlich integrierter Standort von Einrichtungen der beruflichen Bildung mit einer Kooperation zu akademischen und schulischen Bildungseinrichtungen, Unternehmen sowie anderen Bildungsorganisationen verstanden.
Als Impuls der Ruhr-Konferenz wurde zunächst ein vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen geförderter Zielfindungsprozess samt Machbarkeitsstudie für den Zukunftscampus Emscher-Lippe durchgeführt. Hierzu wurden Bedarfe erhoben und in zahlreichen Workshops ein gemeinsames Zukunftscampuskonzept mit vier Standorten erarbeitet. Die nun vorgestellte Studie konkretisiert den Zukunftscampus Emscher-Lippe und fasst die Zwischenergebnisse auf dem Weg in eine zukunftsweisende Bildungsregion kurz und knapp zusammen. So zeigt die Studie unter anderem die Chancen für die Weiterentwicklung der beruflichen Bildung. Angesichts des überdurchschnittlichen und steigenden Jugendquotienten von 36,8 werden in naher Zukunft mehr junge Menschen in Ausbildung und Arbeit strömen. Dies gilt es gemeinsam zu nutzen, denn im Gegensatz zum Bundes- und Landesdurchschnitt herrscht in der Emscher-Lippe-Region noch immer eine Ausbildungsunterversorgung. Auf eine Bewerberin bzw. einen Bewerber kamen 2022/2023 nur 0,7 Berufsbildungsstellen in der Region, wohingegen es im bundesweiten Durchschnitt 1,3 Berufsbildungsstellen waren. Auch die Anzahl der Berufsbildungsstellen verringerte sich mit -9 % in der Region seit 2017/2018 stärker als im Landesschnitt (-4 %).
In den meisten energiewenderelevanten Berufen stieg hingegen die Anzahl der Ausbildungsstellen, besonders bei den Mechatronik-, Energie- und Elektroberufen (+17 %). Ausnahme hier sind die zahlenmäßig kleinen Gruppen der Mathematik-, Biologie-, Chemie- und Physikberufe, wo 2022/2023 gegenüber 2017/2018 90 Berufsbildungsstellen weniger gemeldet wurden. Vor den Hintergrund dieser Entwicklungen verbindet das gemeinsame Ziel, berufliche Bildung für die Energiewende attraktiv zu gestalten und so die Zukunft der Emscher-Lippe Region mit ihren vielen jungen Menschen zu sichern, den Zukunftscampus Emscher-Lippe.
Die Studie „Zukunftscampus Emscher-Lippe: Berufliche Bildung für die Energiewende“ wurde beauftragt vom Regionalbudget Emscher-Lippe und gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz sowie das Ministerium des Landes Nordrhein-Westfalen für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie; sie ist unter folgendem Link online abrufbar: https://www.emscher-lippe.de/fachkraeftesicherung/
Redaktion: braczko@iat.eu
Für Fragen stehen Ihnen zur Verfügung :
Dr. Franz Flögel
IAT – Institut Arbeit und Technik
Telefon: 0 209 1707 203
E-Mail: floegel@iat.eu
Dr. Babette Nieder
WiN Emscher-Lippe GmbH
Telefon: 0 2366 109 80
E-Mail: info@emscher-lippe.de