Fortschrittsforum Zirkuläres Wirtschaften bringt Entscheider zusammen

„circ.EL – Fortschrittsforum Zirkuläres Wirtschaften“ der WiN Emscher-Lippe an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen gibt wichtigen Impuls für die Region

GELSENKIRCHEN. Die Emscher-Lippe-Region soll als Zentrum der zirkulären Wertschöpfung weiter gestärkt werden. Dafür hat NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin am Montag (27.03.2017) auf dem „Fortschrittsforum Zirkuläres Wirtschaften“, kurz circ.EL, fünf Millionen Euro Fördergelder in den nächsten drei Jahren in Aussicht gestellt. Auf Einladung von WiN Emscher-Lippe und KlimaExpo.NRW waren mehr als 120 teils hochrangige Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft in die Westfälische Hochschule nach Gelsenkirchen gekommen, um gemeinsam die Potenziale der zirkulären Wertschöpfung für Wirtschaft, Ressourcenschonung und Klimaschutz aufzuzeigen. Unter den Rednern war auch der Mitbegründer des sogenannten Cradle-to-Cradle-Prinzips, Prof. Dr. Braungart.

Einen Erfahrungsaustausch und neuerlichen Impuls für die Region erhofften sich Veranstalter Peter Karst von der WiN Emscher-Lippe und Wolfgang Jung von der KlimaExpo.NRW in ihrer Begrüßung zum „Circ.EL Fortschrittsforum Zirkuläres Wirtschaften“. Karst sah die Chancen der Region, die sich lange eher durch „lineare Rohstoffnutzung“ auszeichnete, hervorragend. So würden in Deutschlands drittgrößtem Chemiecluster bereits 98 Prozent der Reststoffe weiterverwertet.

Zirkuläre Wertschöpfung sei ein wesentlicher Bestandteil des Strukturwandels und des Prozesses „Umbau21“, sagte Cay Süberkrüb in seiner Keynote: „Wir nehmen das Umparken im Kopf ernst und verknüpfen Ökologie und Ökonomie auf allen Ebenen des Handelns“, so der Landrat des Kreises Recklinghausen und Aufsichtsratsvorsitzender der WiN Emscher-Lippe GmbH, die die Veranstaltung initiiert und in Kooperation mit der KlimaExpo.NRW durchgeführt hat.

Auch für NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin sei die Region in Bezug auf den Wandel von einer Kohle- zur Chemieregion prädestiniert für eine zirkuläre Wertschöpfung: „Wenn es eine Region gibt, die immer schon begriffen hat, in Kreisläufen zu denken, dann ist es die Emscher-Lippe-Region“, so der Minister für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen.

Produkte auf Zeit nutzen: Digitalisierung als Impulsgeber

Neue Impulse könnte seiner Ansicht nach die Digitalisierung bringen. Beispielhaft nannte er Unternehmen, die nicht mehr Produkte verkaufen, sondern Produktnutzungen auf Zeit. Die digitale Vernetzung erlaube es, den Verschleiß präzise vorherzusehen, Komponenten noch im laufenden Betrieb auszutauschen und einer neuen Nutzung zuzuführen. Um die Bemühungen für zirkuläres Wirtschaften in der Region zu konzentrieren, stellte er die Errichtung eins Büros in Aussicht, das mittelfristig mit fünf Millionen Euro Fördergeldern des Landes in ein Zentrum für zirkuläre Wertschöpfung ausgebaut werden könnte. Ein Letter of Intent liege bereits vor.

Gebäude mit positiver Ökobilanz – wie Bäume

Für ein radikales Umdenken sprach sich Prof. Dr. Michael Braungart in seiner Keynote aus. Der Geschäftsführer der Hamburger Environmental Protection Encouragement Agency (EPEA GmbH) wollte sein „Von der Wiege zur Wiege“-Prinzip (cradle to cradle) dabei deutlich weitreichender verstanden wissen als etwa die derzeitige Recyclingpraxis: „Im Plastik sind heute nach wie vor die gleichen Giftstoffe“, so Prof. Dr. Braungart. Beim Cradle-to-Cradle-Prinzip würden Produkte hingegen bereits im Design- und im Herstellungsprozess als Ressourcen für die nächste Nutzungsphase optimiert und im Idealfall vollständig und prinzipiell beliebig oft wiederverwertet.

Anders als bei Ökoeffizienz gehe es nicht nur darum, weniger schädlich zu wirtschaften, sondern sogar einen für die Umwelt möglichst großen positiven Fußabdruck zu hinterlassen. „Wir müssen Gebäude zu Bäumen machen“, so Braungart.

Wie das aussehen kann, hatte zuvor bereits Michael Wijers, Geschäftsführer des C2C ExpoLabs in Venlo, in einer Talkrunde demonstriert. Sein Unternehmen hat ein Bürogebäude errichtet, das Wasser und Luft reinige und in seinen Innenräumen eine höhere Luftqualität biete als außerhalb. Normalerweise sei Innenluft in Gebäuden acht bis zwölf Mal schlechter als außerhalb. Zirkuläre Wertschöpfung sei für ihn kein Kostenfaktor, sondern im Gegenteil ein Mittel, um Mehrwert zu schaffen. So habe der Bau keine zusätzlichen Investitionen benötigt, spare nun aber nennenswerte Kosten im Unterhalt.

Leuchttürme in der Emscher-Lippe-Region

Dass es auch in der Emscher-Lippe-Region bereits Leuchtturmprojekte gebe, wurde noch einmal in der letzten Talkrunde deutlich. Dort stellten u. a. Prof. Dr. Hans-Peter Noll (Vorsitzender der Geschäftsführung RAG Montan Immobilien GmbH) und Lars Baumgürtel (Geschäftsführer Voigt & Schweizer GmbH) ihre Ansätze der zirkulären Wertschöpfung vor. Ein weiterer Redner der Konferenz war der Leiter der Unit Umwelt der Europäischen Kommission, Hugo Maria Schally, der noch für dieses Jahr neue Gesetzesvorschläge zur Erleichterung der Nutzung von Abwasser sowie eine Plastikstrategie zur besseren Wiederverwertbarkeit des Materials ankündigte.

Das Fortschrittsforum endete mit einer Exkursion zum Lippewerk Lünen der Firma Remondis SE. In Europas größtem, von der KlimaExpo.NRW ausgezeichnetem Recyclingzentrum werden unterschiedliche Abfälle aufbereitet und für eine weitere Nutzung vorbereitet.

Weitere Informationen und Nachberichterstattung: http://www.klimaexpo.nrw/2017/fachveranstaltungen/circel-fortschrittsforumzirkulaereswirtschaften/

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Fotos: Markus Mucha. Für größere Bilder auf ein Bild klicken.

 

Die Veranstaltung wurde von KlimExpo.NRW und WiN Emscher-Lippe GmbH durchgeführt.

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WiN-seitige Förderung durch Mittel von:

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Dieses Vorhaben wurde aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.

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